Schnipp Schnapp Haare ab!

Unser Körper erneuert sich innerhalb von 7 bis 10 Jahren komplett. So sagt ein alter Mythos und es ist auch etwas dran! Wir verändern uns, formen uns und unser Körper baut ständig Zellen neu auf und alte Zellen ab. Das kann unterschiedlich lange dauern. Von wenigen Stunden bis Jahre. Und wir leben in Zyklen. So wird auch gesagt, dass innerhalb von 7 Jahren jeweils ein Abschnitt des Lebens endet und ein neuer Zyklus beginnt. Mein Dreadlockzyklus ist dem Ende sehr nah!

Im Frühjahr 2014 erhielt ich meine langersehnten Zöpfe als Geburtstagsgeschenk von einer Freundin. Ich war aufgeregt und freudig als 4 Leute gleichzeitig an meinem Kopf ihre Dreadkunst ausprobierten. Es schmerzte und ich verlor einige Tränen, denn an der Kopfhaut bin ich besonders empfindlich. Die gewählte Methode zerstörte jegliche Haarstruktur und von nun an war ich Teil einer kulturellen Bewegung. Das fühlte sich wunderbar an!

Zugegebenermaßen sieht diese Frisur zu Beginn noch nicht so richtig geil aus. Es tut weh, zieht unglaublich doll an der Kopfhaut und das Haarvolumen hat erstmal um gefühlte 70 % abgenommen. Ich kaschierte dies in den ersten Monaten mit zusätzlichen künstlichen Dreads. Als die kritische Zeit überstanden war, freute ich mich umso mehr über meine volle und wilde Haarpracht. Als voluminös und wunderschön empfand ich meine Dreadlocks.

Über die Jahre gewannen sie nicht nur an Länge, sondern auch an Schmuck und so wurde meine Haarpracht schwerer und zu einem persönlichen Ausdruck, der mehr als nur eine Frisur darstellt. Ich identifizierte mich damit. Bestimmte Menschen lernte ich viel einfacher kennen und die innere Rebellion und Freiheitsliebe drückte sich so aus. Ich trug sie mit Stolz und Liebe. Bis zu diesen einem Tag.

Foto: Streifenblicke Lustbilder

Schon eine längere Zeit spielte ich mit dem Gedanken, die Dreadlocks gehen zu lassen. Ich hatte das Gefühl, dass sie mir nicht mehr dienlich sind. Die Schwere auf dem Kopf und die Dauer des Trocknens nach meinen täglichen Schwimmaktionen im griechischen Meer gaben der Idee schließlich den letzten Stoß. Nachdem ich im letzten Jahr erfahren hatte, dass mein Hund bald sterben wird, musste ich loslassen schonmal üben. Ich kürzte alle meine Dreads an einem Abend auf die Hälfte ihrer Länge! Und es fühlte sich wunderbar an! Let it go. Das ist gefühlt ein großes Thema in meinem Leben.

Foto: Franziska Barth

Ich befreite mich im übertragenen Sinne von Altlast. Als ich später begann die Locken auszukämmen wurde mir erst mal so richtig bewusst, was ich alles mit mir herumschleppte. Es kam so viel Dreck aus den Haaren, dass ich begann einen richtigen Ekel zu entwickeln. So kam es, dass ich über das gesamte Jahr immer mehr Dreads hinter mir ließ. Jetzt sind es nur noch 3 und diese dürfen auch noch in diesem Jahr gehen. Ich lege sie ab, um altes hinter mir zu lassen, und frei für Neues zu sein. Ich gebe so meiner Entwicklung einen Ausdruck.

Die neue Frisur

Durch die 5 Jahre im Van und die fast 7 Jahre, die ich nun meine Heimatstadt verlassen habe, habe ich mich verändert. Meine Zellen haben so einiges durchlebt und so schließe ich jetzt mit dieser Zeit ab. Ich verlasse alte Sorgen und die Lasten, die ich so lange getragen habe. Die Trennung von den Dreadlocks symbolisiert den Prozess und lässt mich frei und leicht in die nächste Phase übergehen. Mit Freude streife ich mir durch die Haare und kann meine Kopfhaut spüren. Wie schön das ist!

In liebevoller Leichtigkeit,
Liselle.

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