Einsamkeit?


Ich reise allein. Ich wohne allein in meinem Van. Ich koche meistens für mich allein und gestalte meinen Tag, allein. Allein als Mensch, denn mich begleitet ja noch meine Hündin. Ist das manchmal einsam? Fühlst du dich nicht einsam? Hast du keine Angst so ganz allein? Das sind Fragen, die mir oft gestellt werden und in diesem Artikel werde ich darauf eingehen.

Ich bin gerne allein. Ja, ich liebe es sogar, meinen Raum für mich zu haben und meine Tage ganz unabhängig zu gestalten. So, wie ich es gerade fühle. Ich liebe die Stille und die Struktur, die meine Tage bieten. Die Struktur passt sich dabei jeden Tag aufs neue an meine ganz persönlichen Zustände an. Mal stehe ich in aller Früh auf, weil mich ein Berg ruft und mal schlafe ich ausgiebig lang. Und das genau so zu machen, wie ich das möchte bedeutet für mich eher Freiheit als Einsamkeit.

Aber, es gibt diese Abende, an denen ein Gefühl hochkommt, welches manche Menschen als Einsamkeit interpretieren würden. Für mich ist dieses Gefühl eine Erinnerung. Eine Erinnerung, Dinge zu tun, die mir guttun. Ein wohliges Fußbad, meditieren, die Gitarre bespielen oder auch einen Abendspaziergang unter Sternen unternehmen. Diese Momente geben mit sehr viel und nähren mich. Ich fühle mich dann getragen und versorgt und ganz und gar nicht einsam, weil ich mich um mich kümmere.

Wenn ich mich nach Austausch sehne, dann melde ich mich bei lieben Freunden oder gehe in Kontakt mit den Menschen, die gerade unmittelbar in meiner Nähe sind. Bei einem Hundespaziergang komme ich oft ins Gespräch. Wenn ich auf einem Parkplatz stehe, an dem sich weitere Wohnmobile befinden, so gehe ich in Kontakt mit meinen Stellplatznachbarn. Es kommt gut und gerne vor, dass ein Kaffee und Geschichten geteilt werden und neue Bekanntschaften entstehen. Manchmal ist die Begegnung so angenehm, dass unverhofft ein längerer, geselliger Abend mit Wein und Lagerfeuer entsteht. Leben eben.

Auf meiner Reise im Van bin ich tatsächlich recht selten allein. Weit entfernt von der Vorstellung, ich würde ohne Kontakt zu anderen Menschen ein fremdes Land bereisen und einsam durch die Gegend fahren, knüpfte ich täglich mehr oder weniger intensive Kontakte. Ja, es entstehen sogar tiefe Freundschaften.

Bei dieser Lebensform gestalten sich Beziehungen anders, intensiver. Es geht oft schneller zur Sache. Smalltalk ist eher die Seltenheit. Gefühle und Themen, die gerade anstehen, werden geteilt. Zeit und die täglichen Aufgaben, werden geteilt. Damit meine ich, zum Beispiel, einkaufen gehen. Wenn ich zusammen mit anderen Reisenden an einem Ort verweile, so wird immer gefragt, ob drumherum noch jemand etwas vom Shop benötigt, wenn einer fährt. Es wird füreinander gesorgt. Das ist es, warum es sich alles andere als einsam anfühlt, auf Reisen zu sein. Es fühlt sich sehr verbunden an. Es wird aufeinander aufgepasst. Ich bin der Meinung, dass immer die richtigen Menschen zur richtigen Zeit am richtigen Ort zueinander finden.

Am schönsten sind jene Momente, wenn ich eine lieb gewonnene Person an einem anderen Ort der Welt wieder treffe. Es ist dann so, als würde all die schöne Zeit und das angenehme Gefühl dieser Qualität mitkommen und weiter gelebt werden können. Kennst du das zum Beispiel von einer früheren Urlaubsbekanntschaft? Immer wenn ihr euch wieder seht, erinnert das an diesen einen Urlaub. Es ist besonders und ich schätze diese Begegnungen sehr. Erst letzte Woche habe ich einen Menschen wieder getroffen, mit dem ich wunderbare Tage in Griechenland verbracht habe.

Das gibt Kraft und Halt, sich trotz einer alternativen Lebensform richtig und getragen zu fühlen und trotz ständigem Ortswechsel irgendwo dazuzugehören. Denn das ist irgendwie auch eine Art menschliches Grundbedürfnis. Zwischen Autonomie und Sicherheit eine gesunde Balance zu finden, benötigt viel Raum, sich selbst kennenzulernen. Und das ist auf Reisen sehr gut möglich, in der Einsamkeit, wenn die tausenden Termine einen nicht gerade ablenken. Ich schätze es also sehr, dieses Alleinsein. Ich erkenne mich selbst in ihr, pur und echt, in allen Zuständen und teile mich dann gerne in meiner vollen Authentizität, wenn es dran ist.

Wie geht es dir mit der Einsamkeit? Kannst du ihre Schönheit und ihr Potenzial erkennen?

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Eine Antwort auf „Einsamkeit?“

  1. Liebe Liselle, was für ein wundervoller Text. Ich finde mich darin total wieder, ich bin auch sehr gerne alleine und keineswegs einsam, was ich aber aus früherer Zeit leider auch kennengelernt habe, allerdings war ich da von vielen Menschen umgeben und trotzdem einsam!!!! Ich lebe mit meiner Hündin zusammen und wir sind auch sehr gerne in der Natur unterwegs und meistens auch auf Wegen die einsam sind, nur da kann ich die Ruhe und Stille voll und ganz genießen. Ich freue mich, dass ich dich hier gefunden habe.

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