Ich liebe es in der wilden Natur unterwegs zu sein. Ob in Wäldern, in Gebirgen oder am Strand. An Wasserfällen oder Seen, hohen Bergen mit atemberaubender Aussicht oder in einem saftigen Tal. Die Natur gibt mir immer dieses Gefühl von Geborgenheit zurück. Verschmolzen mit den Elementen fühle ich mich am wohlsten, da draußen, fern ab von Zivilisation und den ausgedachten Strukturen. In Griechenland war ich oft über mehrere Tage und Nächte draußen unterwegs. Ich nehme dich heute mit auf eine zauberhafte Nacht mitten im Nirgendwo.
Es ist Ende November und die Regenzeit klopft an die Türe der südeuropäischen Halbinsel Peloponnes. Ich bin ausgestattet mit meinem Rucksack, Fell, Wärmflasche (ganz wichtig!) und Topf. Mein Proviant reicht für 2 Tage, sollte ich nicht noch etwas unterwegs finden. Meine Hündin begleitet mich, kurz nachdem unser Freund Zippo von uns gegangen ist. Auch meine Kamera (Canon 90D) beschäftigt mich im Taygetos Gebirge. Die Aussichten sind phänomenal schön. Die Weite, die sich über Berglandschaften bis zu 2400 Meter über dem nur 15 Kilometer entfernten Meeresspiegel erstreckt, macht mich glücklich. Hier bin ich richtig, denke und fühle ich und folge meinen Eingebungen.

Ich plane sehr selten, wo ich hinwandere. Ich lasse mich gern führen von meiner Intuition und dem Gefühl, welches sich an Weggabelungen zeigt. Mein Orientierungssinn ist gut. Ich kenne mich meistens gut aus, wo ich mich gerade ungefähr befinde und in welche Richtung es gehen soll. Die Sonne ist dabei ein guter Anhaltspunkt.
An diesem Tag war es anders. Ich ließ mich umso mehr treiben, um den Verlust meines Hundes zu verarbeiten. Und so verfehlte ich die empfohlene Kirche, die einen sicheren Schlafplatz geboten hätte. Stattdessen folgte ich in der Abenddämmerung dem Geräusch eines Flusses, tief im Tal, zwischen steilen Felswänden. Es wurde allmählich dunkel. Ich machte mir keine Sorgen. Im Gegenteil, ich vertraute und sprach in einer Kurve des Weges irgendwann aus, dass ich nun gern bald meinen Schlafplatz antreffen würde. Kaum die Kurve passiert, eröffnete sich ein Wanderrastplatz mit Bänken und Feuerstelle direkt am Fluss. Das war er, mein heutiger Schlafplatz.

Ich nutzte die letzten Lichtmomente des Tages, um mir einen Vorrat Feuerholz für die Nacht zusammenzusuchen. Es freute mich, dass weicher Sand den Rand des Flusses umgab. So konnte ich ein gemütliches Lager einrichten. Ich zündete das Feuer unter den Bäumen und Sternen und kuschelte mich an Jedda. Ich fühlte mich im Geheul der Schakale zu Hause. Als ob sie ein Schlaflied für mich singen.
Des Nachts wurde ich von Zeit zu Zeit wach und ließ mir vom Mond scheinen, um neue Scheite in die Glut zu werfen. Das Feuer wärmte nicht nur, es war auch Seelennahrung. Das flackernde Licht und geruhsame Knacken beruhigte mich. Wenn ich in meinem Bus eine Kerze entzünde, oder den Ofen befeuere, so erinnert mich das an die Nacht in der Tiefe der griechischen Wildnis.

Gegen 3 Uhr erwachte ich erneut, doch diesmal schien der Mond verdeckt von Wolken. Sie waren dunkel und ließen einige Tropfen herunterfallen. Ich begann einen Dialog mit den Regenwolken und erklärte ihnen, dass ich kein Zelt, kein Regenschutz dabei hätte und morgen noch einen langen Weg zurück zum Bus hätte. Es wäre jetzt gerade einfach nicht passend, wenn sie weiter regnen würden. Ich weiß nicht, ob es Zufall war oder ob das Gesetz der Resonanz mich unterstützte. In keinem Moment hatte ich Angst, es würde regnen. In jedem Moment strahlte ich nach oben hin aus, dass es jetzt gerade einfach der falsche Moment für Regen hier sei. In meiner Vorstellung kam das deutlich an und die Wolken zogen weiter. Es folgte keine Weitere und der Himmel klärte sich wieder auf.
Ich schlief mit einem Lächeln, selig bin zum nächsten Morgen und setzte meine Wanderung trocken und ausgeruht fort. Im zweiten Teil dieser Geschichte beschreibe ich die Wanderung durch den Canyon und seinen Fluss. Unten verlinke ich dir den Wanderrucksack und Topf, den ich bei solchen Wanderungen mit mir führe.

Als Inspiration gebe ich dir heute mit auf den Weg, deinen nächsten Spaziergang durch die Natur ganz bewusst zu gestalten. Neugierig und in Kommunikation mit all dem, was dich umgibt. Seien es Bäume, Käfer, die Pilze, die du antriffst oder auch der Wind, der um deine Ohren saust.
Viel Freude dabei, herzlichst, Liselle.
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