Perfektionistisch zu sein, ist bestimmt nicht so leicht. So erzählen es mir gelegentlich Mitmenschen. Ich selbst kann da gar nicht so genau mitreden, denn Perfektion geht mir ein bisschen auf die Nerven. Glatt geleckte Songs zum Beispiel fehlt mir die Seele. Perfekt eingerichtete Wohnungen sind mir unheimlich und der perfekte Lebenslauf wirft sofort einige Fragen auf. Ich bin klarer Fan von Nicht-Perfektionismus. Lieber locker und entspannt dem Gottvertrauen hingeben.
Die Gelassenheit, die Dinge hinzunehmen, wie sie eben gerade sind, ist mir irgendwie mitgegeben. Dies zeigt sich in fast all meinem Wirken, besonders im künstlerischen Ausdruck. Was ist schon perfekt? Wer definiert es überhaupt? Wozu dient dieser Perfektionismus eigentlich? Für mich ist der zwanghafte Drang, Dinge komplett fehlerfrei zu tun, Zeitverschwendung.
Wir sind alles Menschen auf einem Weg. Dieser Weg ist für alle von uns einzigartig und niemand hat je dasselbe erlebt, was uns selbst geprägt hat. Werte driften auseinander, Vorlieben sind unterschiedlich und der Wert einer Sache ist so groß, wie du ihn wahrnimmst. Demnach ist Perfektionismus eine für mich unnötige Ego–Verschleierung, um Zeit zu schinden oder sich nicht dem nächsten Schritt hinzugeben. Es geht immer besser. Es ist immer Luft nach oben. Ohne zu probieren und Fehler in Kauf zu nehmen auch keine Entwicklung.
Ich lerne aus Fehlern. Jedenfalls hoffentlich. Fehler zu machen und Entwicklung zu genießen, gehört zum Leben dazu. Wir sind nie perfekt und genau damit hundert Prozent richtig wie wir jetzt gerade sind. Wir leben. Als Menschen im Kontakt mit anderen Menschen. Als Wesen, die sich ausprobieren, mit immer neuen Dingen. Wir entwickeln und erfinden immer weiter. Wenn wir nicht experimentell unperfektionistisch ausprobiert hätten, wären wir heute nicht da, wo wir sind. Dinge werden durch Tun, nicht durch Reden.
Ich liebe es, frei zu sein. Frei von eigens viel zu hochgesteckten Zielen und Erwartungen. Es macht so einfach am meisten Freude. Wie ist das bei dir? Bist du eher perfektionistisch? Und wie gehst du damit um? Kann es sein, dass du dich gerne zeigen möchtest mit deinen Gaben, aber glaubst nicht gut genug zu sein? Ist es möglich, dass du andere Werke bewertest, um eine Ausrede zu haben deinen Kram nicht zu zeigen? Was wäre, wenn du dich mit deiner Imperfektion zeigst? Mit dem, was jetzt gerade da ist? Wovor hast du Angst? Welchen Anspruch hast du an dich? Und warum?
Diese Fragen sollen nicht provozieren, sondern inspirieren! Leg los und freue dich über den Punkt, an dem du gerade stehst. Mit dem Wissen, dass du dich immer weiter entwickelst und besser wirst. Die Zwischenschritte sind sowas von notwendig und wunderschön. Stell dir nur mal vor, in 10, 20 Jahren schaust du zurück und bewunderst dich selbst, lachst vielleicht auch über die anfänglichen Schritte, aber wohlwollend. Eine Blume ploppt auch nicht aus der Erde und blüht sofort auf. All ihre Schritte sind schön und zart und langsam. Ihre Knospe zu erahnen und ihre volle Blüte später sind genauso wundervoll wie das erste grüne Blatt, welches sich in der Morgensonne auffächert.
Perfektion liegt im Moment. Perfektion ist subjektiv, zumindest wenn sie von außen bewertet wird. Perfektion treibt an, sollte aber keine Zwangspause erzeugen. Beruhige deine Perfektion mit ein wenig Gelassenheit, um weiterzukommen. Genieße den Moment und den Zustand des seins. Jetzt.
Weiter unten findest du interessante Lektüre um noch tiefer in das Thema einzusteigen, sowie meine Lieblingsschokolade, die jeden Moment perfekt machen kann 😉
Herzlichst, deine Liselle.
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