Ich hatte Todesangst! Wie ich auf meinem ersten Trip in 2500 Höhenmetern fast ohnmächtig wurde, erfährst du in diesem Blogartikel. 2018 habe ich meine erste Reise mit dem frisch ausgebauten Van angetreten. Es begleitete mich ein junger Spanier, der seine Heimat besuchen wollte und sich als Mitfahrer bestens eignete.
Wir befanden uns gerade auf einem Pass zwischen Österreich und Italien. Die Aussicht war atemberaubend und mein Herz flatterte vor Aufregung. Diese Art von Bergen kannte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht und ich genoss die klare Luft und die Stille, die dort herrschte. Wir verbrachten eine Nacht am Gipfel und wanderten noch weiter. Am nächsten Morgen packten wir unsere Sachen und machten uns auf den Weg bergab, auf die italienische Seite des Passes.
Ich war noch nicht ausreichend darüber aufgeklärt, wie es am methodisch gescheitesten ist, den Wagen wieder auf Meeresuferniveau zu bringen und stand gemütlich auf der Bremse, während ich auf die Ampel vor dem Tunnel wartete. Es verging eine Minute nach der Anderen und nichtsahnend stand ich weiter mit dem Fuß auf der Bremse. Endlich ging es los. Es wurde grün. Ich fuhr los und vor uns befanden sich 2 größere Lastfahrzeuge. Als ich in der nächsten Kurve abbremsen wollte, bemerkte ich panisch, dass die Bremse nicht mehr funktionierte. Da ich eine vorausschauende Fahrerin bin, hatte ich aber genug Spielraum nach vorne. Instinktiv griff ich nach einem lauten Aufschrei die Handbremse und wurde langsamer. Sogleich fasste ich den Plan, in der nächsten Serpentine einzufahren und den Zustand des Motorraumes zu kontrollieren. In mir machte sich ein unwohles Gefühl breit, als ich bereits beim Aussteigen diesen verbrannten Geruch wahrnahm.
Ich öffnete die Klappe und schon erblickte ich das Elend. Es kochte, es tropfte und es dampfte nur so vor sich hin. Die Bremsflüssigkeit war dahin. Nichts ging mehr. Auch zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht wirklich was Sache war. Ich rief den ADAC, stolz darauf erst kürzlich beigetreten zu sein. Ich schilderte in gebrochenem Englisch beiderseits die Situation. Nun, die Aussicht war toll und der Schrecken hat mir Hunger bereitet. Da die Mannschaft erst in ca einer Stunde anrücken sollte, entschied ich Nudeln zu kochen und kaum war die Mahlzeit eingenommen, kam auch schon der Abschleppdienst.
Es reichte nicht, dass ich schon die Panik meines bisherigen Lebens mit dem Feststellen der defekten Bremse wenige Minuten zuvor erlebt hatte. Es kam noch schlimmer.
Die Fahrt bergab gestaltete sich als höchst adrenalinlastig, denn mein Wagen konnte nicht, wie angenommen, auf den Abschleppwagen aufgesattelt werden. Er musste hinten angehängt werden, denn die Höhe hätte für die bevorstehenden Tunnel nicht ausgereicht. Also kamen wir auf eine Länge von über 11 Metern. Die Serpentinen waren eng. Und ich saß hinten in meinem Wagen mit dem freudigen jungen Spanier. Er genoss das Abenteuer, während ich mir versuchte die Augen zuzuhalten. Zwischendurch, wenn mich ein mulmiges Gefühl in der Bauchgrube ereilte, schaute ich durch meine Finger hindurch und der Blick ging einige hundert Meter in die Tiefe. Der Wagen rieb am Asphalt, wir hoben mit den ein oder anderen Reifen ab. Die Fahrer des Abschleppwagens waren nicht gerade empathisch und rasten in einer Eile den Berg hinab. Mir wurde schlecht. Ich hielt mich so stark am Lenkrad fest, in der Hoffnung es würde mich retten, sollte der Wagen irgendwie seitlich abkippen. Es dauerte gefühlt eine Ewigkeit, bis wir unten ankamen. Der Spanier meinte später, es hätte insgesamt ca. 40 Minuten gedauert, bis wir in der Werkstatt ankamen. Ich war so froh wie noch nie, als der Wagen endlich parkte. Mir war alles egal zu diesem Zeitpunkt, Hauptsache Boden unter den Füßen.
Am nächsten Morgen wurde mir erklärt, was passiert war. Ich stand viel zu lange auf der Bremse, sodass sich die Bremsflüssigkeit erhitzte und überkochte. Besonders alte Autos neigen dazu, denn die Flüssigkeit war auch schon ein wenig verbraucht. Am Ende tauschten sie die lediglich die Flüssigkeit aus und ich konnte ohne großen finanziellen Verlust den Roadtrip fortsetzen. Seit diesem Tag ist die Handbremse meine beste Freundin in den Bergen. Ich habe so eindringlich daraus gelernt, nicht mehr auf der Bremse stehenzubleiben und kann euch dies auch nur raten. Mir hat dieses Wissen damals gefehlt.
Natürlich bin ich heute froh und lache über diese Geschichte. Nicht nur, weil es von diesem Moment des Erkennens des Defektes auch ein Video gibt. Der Spanier hatte gerade die schöne Landschaft gefilmt, als ich aufschrie, dass die Bremse nicht funktionierte.
Diese Erfahrung hat mich nicht abgehalten, weiter mit meinem SUPI Mobil die Welt zu erkunden.
Dankbar, Liselle.
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